Schultheater in Grödig: Stark, schlau und relevant!

Da sage noch jemand, die Jugend wolle keine Verantwortung übernehmen. Am 4. und 5. April konnte man in Grödig Zeuge davon werden, wie die Theater-Schüler des Montessori-Oberstufenrealgymnasiums wieder einmal auf sehr gelungene Weise gesellschaftspolitisch und künstlerisch aktiv wurden. Die Eigenproduktion „Finstere Zeiten“ im Theater RueMORG brachte die Skurrilitäten unserer Zeit pointiert auf die Bühne: Die zunehmende globale Kriegslust wurde dabei genauso thematisiert wie die haarsträubenden Dynamiken unserer Demokratie oder die Blüten des ewigen Wachstumshungers unseres Wirtschaftssystems – „was sich ja schon rein mathematisch gar nicht ausgehen kann“, wie einer der Protagonisten im Stück treffend bemerkt. Dabei schafften die jungen Schauspieler es, niemals den erhobenen Zeigefinger auszupacken und doch die Finger zielsicher in so manche klaffende Wunde zu legen – wobei den Zuschauern an diesen beiden Theaterabenden so mancher Lacher im Halse stecken blieb. Etwa, wenn ein Käseleberkäsesemmerl als Allegorie für die Wirklichkeit herhalten musste oder die Politiker dieses Landes sich derart in parteipolitischen Mätzchen rund um die „Fäkalfrage“ verlieren, dass ihnen das Wohl des Landes dabei völlig aus den Augen entschwindet.

 

Die Schüler des MORG Grödig erinnerten uns damit teilweise unterhaltsam, teilweise schockierend ehrlich daran, dass die Leidtragenden unserer Gegenwart vor allem die Menschen von morgen sein werden. Dass das Ganze kein leeres Gerede war, zeigte vor allem das unerwartete Ende des Stücks: Nicht „die da oben“ sollen es richten, sondern die Schauspieler verwandelten sich in Privatpersonen, die das Publikum ganz persönlich in die Verantwortung nahmen. Tatsächlich wurde jeder Zuschauer einzeln angesprochen. „Wenn wir ganz penetrant sind, vielleicht passiert dann was“, so einer der Schauspieler auf der Bühne. Und der Funke sprang über – auch aufgrund der hohen schauspielerischen Leistungen des Ensembles. Ja, an diesem Abend ist ganz sicher was passiert in Grödig.

 

Die Produktion zeigte, dass die Jugendlichen am MORG nicht nur außerordentlich engagiert sind, sondern auch künstlerisch auf höchstem Niveau arbeiten können. Bei so einer Jugend ist der Blick in die Zukunft gleich wieder wesentlich hoffnungsvoller.

Abbildung 1 Die verschiedenen politischen Stühle (von links außen bis rechts außen) verteidigen inhaltsleer ihre eigenen Positionen in der "Fäkalfrage" und übersehen, dass währenddessen das Land zugrunde geht.

 

 Program:       

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